Schlafwandeln - Definition
Die Bezeichnung Schlafwandeln kennt jeder - eine genaue Vorstellung haben jedoch die wenigsten. 🤔
Schlafwandeln - Was ist das also?
Der Fachbegriff für die im Volksmund bekannte Schlafstörung ist Somnambulismus [1], eine Art Parasomnie.
Parasomnien können als unerwünschte Verhaltensweisen beim Einschlafen, Durchschlafen oder Aufwachen definiert werden.
Dabei kommt es während der REM-Phase des Schlafzyklus – in der unsere Körpermuskulatur normalerweise erschlafft – zu Bewegungen und Handlungen.
Damit ist dieses Phänomen in gewisser Weise das Gegenstück zu einer anderen Parasomnie:
Bei der sogenannten Schlafparalyse dehnt sich die für den REM-Schlaf typische Muskellähmung auch auf den Wachzustand vor oder nach dem Einschlafen aus.
Vor der REM-Phase befindet sich der Mensch im Tiefschlaf.
Es ist jene Schlafphase, in der sich der Körper am besten erholt und in den Ruhemodus schaltet. 😴
Die REM-Phase [2] (Rapid Eye Movement) dauert durchschnittlich nur 30 Minuten.
Dabei beginnen sich die Augen schnell zu bewegen und außerdem träumen wir in diesem Stadium.
Nach der REM-Phase beginnt der Schlafzyklus wieder mit einer Phase von Leichtschlaf oder wir wachen auf, wenn wir ausreichend Schlaf bekommen haben.
Somnambulismus ist also eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung, da sie während jener Phase des Schlafzyklus auftritt.
Was passiert beim Schlafwandeln?
Das typische Bild des Schlafwandlers ist eines mit ausgestreckten Armen und über Hausdächer laufend.
Tatsächlich wirst Du aber vermutlich nie einen Schlafwandler in einer solchen Situation erwischen.
Meist ist das Schlafwandeln sehr viel unspektakulärer als es in Filmen gezeigt wird.
Was sind denn nun Symptome von Schlafwandeln?
Viele Betroffenen stehen gar nicht auf und laufen herum, sondern sprechen nur für kurze Zeit im Nachtschlaf, setzen sich im Bett auf und legen sich anschließend wieder hin. 😵
Natürlich gibt es aber auch Personen, die tatsächlich aufstehen und in ihren 4 Wänden umherwandeln, Aufgaben im Haushalt erledigen, putzen, kochen oder auch nach draußen gehen.
Die sogenannte “Schlafwandlerische Sicherheit” gibt es tatsächlich nicht.
Personen, die im schlafenden Zustand herumspazieren, können sich oder andere sehr wohl verletzen.
Denn sie können auch komplexe Handlungen ausführen, wie Auto fahren oder andere Maschinen in Betrieb nehmen.
Wer mit einem Schlafwandler zusammenlebt, sollte darauf achten, jede mögliche Verletzungsgefahr aus dem Weg zu räumen.
Betroffene Personen leiden zudem häufig unter Schlafentzug, denn es fehlt ihnen die Erholung, die sie in der Tiefschlafphase bekommen würden.
Daher fühlen sich Schlafwandler am nächsten Morgen oft unausgeschlafen oder sind gereizt. 🙅♂️
Maßnahmen zur Sicherheit von Schlafwandlern
- Fenster und Türen geschlossen halten und nach Möglichkeit abschließen
- Treppen versperren
- Teppiche und andere Stolperfallen entfernen
- Spitze und gefährliche Gegenstände wie Messer und Schere sicher verwahren
- Ecken und Kanten von Möbeln abrunden oder abdecken, um Stöße zu vermeiden
- Hohe Regale an der Wand befestigen (vor allem bei Kindern, falls sie versuchen hochzuklettern)
- Zerbrechliche Gegenstände aus dem Schlafzimmer entfernen
Ursachen von Schlafwandeln
Das Phänomen des Schlafwandelns wird schon lange von Forschern untersucht.
Denn tatsächlich ist es gar nicht so selten, wie Du vielleicht denken würdest.
Letztendlich kann die Schlafstörung durch verschiedenste äußere Reize hervorgerufen werden oder auch genetisch veranlagt sein.
Wir klären Dich über die häufigsten Ursachen auf:
Genetische Veranlagung in der Familie
Die wohl häufigste Ursache für Schlafwandeln sind die Gene.
Das bedeutet nicht, dass jedes Kind, deren Eltern Schlafwandler sind, auch dieser Schlafstörung leiden müssen. ❌
Studien zeigen aber, dass rund 47 % der Kinder [3], deren Eltern schlafwandeln oder Schlaf gewandelt haben, dies auch tun.
Schlafmangel und Stress
Dass Stress die Qualität des Schlafs negativ beeinflusst, ist schon lange bekannt.
Dabei ist es unwichtig, ob es sich um emotionalen oder physischen Stress handelt.
Wer über einen längeren Zeitraum gestresst ist und somit nicht ausreichend Tiefschlaf bekommt, kann möglicherweise eine Schlafstörung entwickeln.
Dazu gehört auch Schlafwandeln, vor allem wenn man sich so gestresst fühlt, dass man auch während der Nacht das Gefühl hat etwas erledigen zu müssen.
Medikamente
Einige Arzneimittel, vor allem solche mit einem beruhigenden Effekt, können den Schlafzyklus des Menschen so beeinflussen, dass der Tiefschlaf gestört wird und kann in Folge zu Schlafwandeln führen.
Das haben Untersuchungen [4] schon mehrfach gezeigt, wie jene von Stallman, Kohler und White aus 2017.
Alkohol und Schlafwandeln - gibt es einen Zusammenhang?
Übermäßiger Konsum von Alkohol zu später Stunde verringert die tatsächliche Ruhephase während der Nacht. Man schläft zwar schnell ein, schläft aber meist unruhig und wacht häufiger auf.
Da die Tiefschlafphase gestört ist, kann auch eine Schlafstörung wie Schlafwandeln auftreten, gerade bei regelmäßigem Trinken. 🥃
Schlafwandeln und der Mond - gibt es Mondsucht?
Schlafwandeln wird häufig auch als Mondsüchtigkeit [5] bezeichnet. Der Name geht auf die Zeit vor der Verbreitung von Elektrizität zurück.
Man glaubte, dass Schlafwandler sich von Licht angezogen fühlen und der Mond, besonders der Vollmond, war die größte Lichtquelle. 🌖
Die Mondphasen können die Qualität des Nachtschlafs beeinflussen. Viele Menschen schlafen bei Vollmond unruhiger.
Dass sich Schlafwandler wie magisch vom Mond angezogen fühlen, unterliegt keiner wissenschaftlichen Grundlage und ist ein Image, erfunden von der Filmindustrie.
Weitere Ursachen von Schlafwandeln
Neben den oben genannten Ursachen gibt es noch eine Vielzahl anderer gesundheitlicher Probleme, die mit Schlafwandel in Verbindung gebracht werden können.
Dazu zählen:
- Schlafapnoe [6] - Schlafstörung bei der es zu Atemaussetzer während des Schlafens kommt
- Restless-legs-Syndrom [7] - eine neurologische Erkrankung, bei der die Beine unkontrolliert bewegt werden
Schlafwandeln bei Kindern
Tatsächlich ist Schlafwandeln bei Kindern sehr viel häufiger als bei Erwachsenen. 👦
Schätzungen zufolge wandeln 15 bis 30 Prozent der Kinder [8] zumindest ab und an nachts durchs Haus.
Das bedeutet aber eben nicht, dass sie regelmäßige Schlafwandler sind.
In dem Alter zwischen 4 und 8 kommt Schlafwandeln bei Kindern am häufigsten vor.
Das hat zwei Gründe:
Zum einen können Kinder erst ab einem Altern von rund 2 Jahren gehen und somit auch nachts herumlaufen.
Zum anderen befindet sich der Schlafzyklus noch in der Entwicklung und ist noch nicht so regelmäßig, wie er bei Jugendlichen und Erwachsenen sein sollte.
Daher sind Störungen wie unregelmäßige Schlafzeiten und eben Schlafwandeln keine Seltenheit.
Eltern sollten nicht beunruhigt sein: Schlafwandeln bei Kindern ist harmlos.
Ab dem 10. Lebensjahr sollten die nächtlichen Aktivitäten immer seltener werden und auch irgendwann ganz aufhören. 👧
Nur weil ein Kind schlafwandelt, heißt das noch lange nicht, dass es auch als Erwachsener zum Schlafwandler wird.
Bemerkst Du Schlafwandeln bei Deinem Kind, solltest Du unbedingt dafür sorgen, dass das Kinderzimmer sowie der Rest des Hauses sicher ist und die oben aufgezählten Maßnahmen beachten.
Schlafwandeln bei Kindern hat übrigens nichts mit Ängsten oder Albträumen zu tun.
Die bei Kindern häufig auftretenden Ängste vor Dunkelheit, Monstern unterm Bett oder ähnlichem rufen kein Schlafwandeln hervor.
Bei akuter Angst vor dem Schlafen und den möglichen äußeren Einflüssen spricht man bei Kindern übrigens von Pavor Nocturnus [9].
Können Babys schlafwandeln?
Wie schon erklärt, besteht Schlafwandeln nicht nur aus dem tatsächlichen Herumlaufen in der Nacht.
Auch Sprechen und Aufsetzen während der Nacht zählen zu diesem Phänomen der Schlafstörungen. 👶
Babys haben bekanntlich einen sehr lebhaften Schlaf, daher könnte man schnell vermuten, dass besonders Babys unter Schlafwandeln leiden.
Das Krabbeln, Aufsetzen und Herumdrehen im Gitterbett ist in diesem Alter aber völlig normal und hat mit Schlafwandeln nichts zu tun.
Es ist einfach nur lebhafter Schlaf und kein Symptopm von Schlafwandeln.
Machst Du Dir wegen der vielen Bewegungen dennoch Sorgen, sprichst Du am besten mit Deinem Kinderarzt darüber.
Schlafwandeln bei Erwachsenen
Wie schon zuvor erklärt, tritt das Phänomen Schlafwandeln bei Kindern sehr viel häufiger auf als bei Erwachsenen.
Während Schlafwandeln bei Kindern meist ab dem Alter von 10 Jahren von selbst aufhört, kann es bei Erwachsenen, die zuvor nie Probleme damit hatten, ganz unerwartet auftreten.
Die häufigsten Gründe dafür sind Stress, mangelnde Schlafhygiene oder eine ungewohnte Umgebung.
Um die Parasomnie zu lösen, empfiehlt sich bei Erwachsenen ein Besuch im Schlaflabor.
Hier kann getestet werden, mit welcher Regelmäßigkeit und mit welcher Intensität das Schlafwandeln auftritt.
Für weiterführende Informationen empfehlen wir Dir die Webseite der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (kurz: DGSM [10]).
Hier findest Du eine Auflistung von zertifizierten Schlaflaboren sowie verifizierte Studien und Neuigkeiten rund um das Thema Schlaf.
Schlafwandeln im Alter
Es gibt keinerlei medizinische Belege dafür, dass Schlafwandeln im Alter zunimmt.
Tatsächlich ist eher das Gegenteil der Fall: Schlafwandeln tritt bei Kindern sehr viel häufiger auf und nimmt im Erwachsenenalter ab. 👵
Behandlung von Schlafwandeln
Eine mögliche Behandlung zur Eliminierung der nächtlichen Ausflüge hängt vor allem von deren Häufigkeit und dem Alter der betroffenen Person ab.
Wie schon zuvor erklärt, legt sich das Schlafwandeln bei Kinder oft von selbst.
Dennoch ist es eine gute Idee, sich Rat von einem Arzt zu holen.
Folgende Ansätze zur Verbesserung von Schlafwandeln gibt es:
Kognitive Verhaltenstherapie
Bei der kognitiven Verhaltenstherapie [11] geht es darum, durch Sprachtherapie negative Gedanken und Verknüpfungen zu lösen. 👄
Die Idee dahinter ist, die möglicherweise negative Besetzung des Ruhens und Schlafens zu durchbrechen.
Kognitive Verhaltenstherapie ist ein geeigneter Ansatz, wenn psychischer Stress die Ursache für das Schlafwandeln ist.
Verbesserung der Schlafhygiene
Bei einer leichten Form von Schlafwandeln kann schon eine verbesserte Schlafhygiene wahre Wunder wirken. 🪔
Schlafhygiene betrifft alle Bereiche rund um das zu Bett gehen und die Schlafumgebung:
- Die angenehme Schlaftemperatur
- Regelmäßiger Rhythmus zum Einschlafen und Aufstehen
- Dunkelheit und Ruhe während der Nacht
Geregelte Schlafenszeiten und die passende Matratze für Deine Schlafposition plus Zubehör können schon eine Verbesserung zeigen.
Gepaart mit einem gesunden Lebensstil, kannst Du so Schlafstörungen in den Griff kriegen.
Autogenes Training und Entspannungsverfahren
Autogenes Training [12] kann gemeinsam mit der kognitiven Therapie und einem rundum gesunden Lebensstil Schlafstörungen reduzieren.
Es ist eine ideale Ergänzung, die von dem Patienten selbst direkt vor dem Zubettgehen angewendet werden kann. 🧘
Mit Hilfe von positiven Affirmationen und Suggestionen wird der Körper, aber auch der Geist auf eine ruhige Nacht vorbereitet.
Zum Stressabbau wird auch Progessive Muskelentspannung [13] empfohlen.
Sie wurde von dem Arzt Edmund Jacobson in den 1920er-Jahren entwickelt und wird bis heute angewendet.
Dabei erlernt man, die einzelnen Muskelgruppen im Körper zu aktivieren und wieder zu entspannen.
Durch den bewussten Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung wird der Parasympathikus [14], der “Ruhenerv” im Gehirn aktiviert. 🧠
Zum Einstieg trainiert man Progressive Muskelentspannung am besten unter Anleitung.
Bei regelmäßiger Anwendung und zusätzlicher Therapie kann die Aufwachstörung merklich verringert werden.
Medikamentöse Behandlung
Bei regelmäßigen Episoden von Schlafwandel verspricht eine Behandlung mit Medikamenten den meisten Erfolg.
Eine Möglichkeit ist die Einnahme von Melatonin, dem Hormon, das den menschlichen Tag-Nacht-Rhythmus steuert.
Es sorgt dafür, dass wir uns bei Dunkelheit müde fühlen und zu Bett gehen wollen.
Bei einem Mangel dieses Hormons kommt es zu Problemen beim Ein- und Durchschlafen und unter Umständen auch zu Schlafwandeln.
Eine andere Option sind Antidepressiva. Sie können helfen den innerlichen Stress, der zur Schlafstörung führt, zu lösen.
Ähnlich wirken auch Benzodiazepine [15], die als Medikament gegen Insomnie und Angststörungen verschrieben werden.
Solche Arzneimittel sind verschreibungspflichtig und deren Einnahme muss in jedem Fall mit einem Facharzt abgesprochen werden. 👨⚕️
Behandlung der auslösenden Krankheiten
Wie schon erklärt, kann Schlafwandeln eine Folge von anderen Schlafproblemen sein, wie Schlafapnoe oder Restless Leg Syndrom.
Wird die zugrunde liegende Problematik behandelt, ist es sehr wahrscheinlich auch eine Verbesserung bei der Häufigkeit des Schlafwandelns zu beobachten. 👍
Die Frage aller Fragen: Soll man Schlafwandler wecken oder nicht?
Trifft man einen Schlafwandler während der Nacht, ist das natürlich beunruhigend.
Es ist kaum möglich, einfach wieder ins Bett zu gehen und ruhig weiter zu schlafen, während der Partner oder ein Familienmitglied im Schlaf herumspaziert. 💫
Dennoch solltest Du immer daran denken: Einen Schlafwandler darf man nicht plötzlich aufwecken!
Das schnelle und überraschende Aufwecken könnte die betroffene Person verwirren und in manchen Fällen reagieren Aufgeweckte sogar mit aggressivem Verhalten.
Dennoch ist es auch nicht wahr, dass Schlafwandelnde auf jeden Fall sicher sind, solange man sie in Ruhe lässt.
Wie zuvor schon erklärt, können Schlafwandler sich während ihrer nächtlichen Tour sehr wohl verletzen.
Triffst Du nachts eine schlafwandelnde Person an, versuche diese ruhig und ohne laute Geräusche zurück ins Bett zu geleiten.
Im Idealfall schaffst Du das, ohne den Betroffenen aufzuwecken.
Und am nächsten Tag weiß derjenige gar nicht mehr, was passiert ist! 💆♂️
Schlafwandeln - gruselig, gefährlich oder lustig?
Jemanden beim Schlafwandeln zu anzutreffen, kann ein verstörendes Erlebnis sein, vor allem wenn man nicht weiß, wie man mit der Situation umgehen soll.
Am besten man beobachtet die Situation und macht Notizen darüber, in welchem Zusammenhang die Schlafstörung auftritt.
So lässt es sich dann leichter auf die Ursache rückschließen.
Außerdem kann es helfen, Kameras aufzustellen, um Gefahrenpotenziale zu identifizieren und zu entfernen.
Als Betroffener im Erwachsenenalter kann man sich bei einem Facharzt, wie einem Neurologen Hilfe holen und mit verschiedenen Arten der Therapie oder einer medikamentösen Behandlung die Schlafstörung in den Griff bekommen. 👩⚕️
Alternativ, schreib uns direkt über die Kontakt-Seite.